Hoffnung by Kera Jung

Hoffnung by Kera Jung

Autor:Kera Jung
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783945164518
Herausgeber: A.P.P.-Verlag
veröffentlicht: 2014-08-19T22:00:00+00:00


Wie angestochen wirbelt sie zu ihm herum. »Hast du jetzt auch den Verstand verloren?«

»Tu es einfach!«

Maria holt hörbar entnervt Luft, befördert jedoch ihre Fahrerlaubnis aus der Handtasche zutage. Ganze zwei Minuten prüft das Miststück ihn; Andrew hatte ja schon immer den Verdacht, dass das mit dem Lesen bei ihr so eine Sache ist. »Hmmm. Könnte eine Fälschung sein.«

»Julia ...« Das ist wieder der nasale Enkel, der nach wie vor von Tabby und Andy verarztet wird.

»Ruhe!«

Unvermutet geht das manipulative Miststück zum Angriff über. Mit einem Satz hat sie Andrew erreicht und sitzt auf seinem Schoß. Die Arme wie Schraubzwingen um seinen Hals, die Lippen auf seinem Gesicht und wieder mit Tränen auf den Wangen. »Es tut mir so leid. Es tut mir so leid! Ich habe es versucht! Das musst du mir glauben!«

Eine Antwort seitens Andrew bleibt aus.

»Bitte, kannst du mir noch einmal verzeihen?« Flehend mustert sie ihn. Das kennt er auch schon. »Bitte, Andrew.«

Die Vorstellung allein ist bereits grausam genug, dass die versammelte Mannschaft dämlich vor sich hin grinst, macht es auch nicht besser.

Das Miststück ist ein Miststück. Das hat absolut nichts damit zu tun, dass Andrew diesen Möchtegern-Casanova in dessen natürliche Schranken weisen musste. Schließlich gilt es, Wort zu halten. Und dass die Angelegenheit mit jeder Sekunde kindischer wird, macht sie sogar hochgradig unerträglich. Jetzt verteilt sie auch noch diese ekelhaft feuchten Küsse. »Bitte Andrew. Bitte sei nicht mehr böse! Bitte!«

Der seufzt. Warum verschwindet sie denn nicht einfach?

Als hätte sie ihn gehört, rückt sie von ihm ab, leider strahlend. »Ja? Bist du wieder gut? Bitte?«

»Julia, du nervst!«

»Ich weiß. Aber bist du wieder gut?«

»Das muss ich mir erst noch überlegen.«

»Aber du überlegst doch schon so lange!«

Andrew stöhnt auf.

Im Grunde ist es seine Pflicht, für sie zu sorgen. Die Eltern befinden sich gerade mitten in ihrer Selbstfindungsphase – und das kann dauern. Allein ist Julia hilflos, mental nicht in der Lage, auf sich zu achten. Er ist der Ältere, womit ihm wohl nichts anderes übrig bleibt, als einzulenken, damit sie nicht vor die Hunde geht. Und das wird sie. Bei Miststück zwei verhält es sich etwas anders, die war schon immer härter. Julia nicht und deren verantwortungslose Eltern lassen sie soeben im Stich. Begibt Andrew sich nicht zwangsläufig auf deren mieses Niveau herab, wenn er Gleiches tut?

Es liegt an ihm, Großmut walten und Gnade vor Recht zu signalisieren.

Erneut seufzt er, sehr tief und resigniert.

Was man nicht alles tut, damit kleine Kinder nicht in der Gosse landen. Der Kobold mit den großen Augen ist nichts anderes. Ab einem gewissen Alter entwickelte Julia sich nicht weiter und blieb für Andrews Begriffe immer, was sie für ihn von Anfang an war: ein Baby.

Gut, das kann inzwischen laufen und sprechen – leider. Aber ansonsten hat sich nicht viel verändert. Einschließlich der Größe.

Und ein drittes Mal seufzt er, bevor er sie eher widerstrebend umarmt.

»Ist schon gut, Julia«, murmelt er und streicht ihr über das Haar.

»Es ist gut.«



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